Social Media im Journalismus 2025: Was Behörden und Politik daraus lernen können
🐥 Früher war Twitter (das heutige X) das soziale Netzwerk, wenn man als Behörde oder Politiker:in in die Medien wollte. Doch ist das immer noch so? Wo suchen Journalist:innen im Jahr 2025 nach Informationen und „Futter“ für ihre Berichterstattung?
Jüngst veröffentlichte Ergebnisse des „Medien-Trendmonitors“ von News Aktuell (dpa-Tochter) zeigen, welche Social-Media-Plattformen Journalist:innen regelmäßig für ihre Arbeit nutzen und welche Ziele sie damit verfolgen.
Mehr als 1.000 Medienschaffende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden im Mai und Juni 2025 befragt. Das Ergebnis: Die Präsenz von Journalist:innen in sozialen Netzwerken verteilt sich heute auf viele Plattformen.
Die Statistik aus dem Jahr 2025 bringt einige Überraschungen: Instagram und LinkedIn werden inzwischen weit häufiger für die journalistische Recherche genutzt als X.
Instagram und LinkedIn liegen vorn
🥇 Auf den ersten beiden Plätzen als journalistische Recherche-Tools stehen (fast gleichauf) Instagram (47 %) und LinkedIn (46 %).
Das mag überraschen, denn früher galt X/Twitter als „das Journalist:innen-Netzwerk“. Mit nur 27 % der Nutzung liegt es inzwischen abgeschlagen auf dem sechsten Platz - hinter Facebook (42 %), YouTube (42 %) und WhatsApp (41 %).
Bluesky und Threads wurden bei ihrem Start als mögliche „Twitter-Nachfolger“ gehandelt, konnten sich bislang aber nicht durchsetzen. Immerhin 11 % der Medienmacher:innen nutzen Bluesky zur Recherche, auf Threads sind es nur 4 %.
13 % der Journalist:innen gaben an, beruflich gar keine sozialen Netzwerke einzusetzen.
Fazit: X (früher Twitter) spielt für Medienschaffende keine zentrale Rolle mehr. Instagram und LinkedIn haben sich hingegen vom Lifestyle-Tool bzw. Jobportal zu wichtigen Recherche-Plattformen für den Journalismus entwickelt.
Informationsgewinn wichtiger als selbst zu posten
Gefragt wurde auch nach den Motiven der Befragten:
54 % nutzen Social Media, um Institutionen, Personen oder Ereignisse zu beobachten
53 % recherchieren
48 % lassen sich inspirieren
44 % betreiben Networking
41 % veröffentlichen eigene Beiträge
35 % interagieren mit Zielgruppen
34 % holen Themenvorschläge ein
19 % nutzen Social Media zur Faktenprüfung
Zusammengefasst: Social Media ist für Journalist:innen vor allem Informationsquelle – erst danach Kanal zur aktiven Publikation.
Relevanz für Behörden und Politik
🚀 Aus den Ergebnissen ergeben sich klare Handlungsempfehlungen für die politische Kommunikation:
LinkedIn im Blick behalten
Viele Behörden und politische Stellen setzen aktuell stark auf Instagram. Die Daten zeigen jedoch: LinkedIn ist für Journalist:innen genauso wichtig. Wer dort präsent ist, erreicht Medienschaffende und wird als Quelle wahrgenommen. Hier findet ihr 10 Gründe für LinkedIn in Behörden und in der Politik.Überprüfen, ob X noch gebraucht wird
Je nach Inhalt und Zielgruppe funktioniert X noch – etwa für Krisenkommunikation oder Wahlberichterstattung. Seinen früheren Status als zentrales Mediennetzwerk hat es aber eingebüßt.Überraschungen: Facebook, YouTube und WhatsApp
Trotz oft anderer Wahrnehmung gehört Facebook (ebenso wie YouTube) zu den meistgenutzten sozialen Netzwerken von Journalist:innen. WhatsApp hat sich in letzter Zeit als neues Behörden-Medium etabliert – dass man hierüber neben der Bevölkerung nun auch Medien erreichen kann, ist ein überraschender Faktor und ein Grund mehr, dort aktiv zu sein. Hier findet ihr eine Anleitung, wie ihr WhatsApp als Behörde datenschutzkonform nutzen könnt.
Fazit
💡 Für Behörden und Politik gilt:
Instagram ist wichtig, aber LinkedIn darf nicht länger fehlen.
X hat seine Schlüsselrolle verloren – ein Strategiewechsel könnte hier angebracht sein.
„Alte Bekannte“ wie Facebook und YouTube sind bedeutsam, auch wenn sie nicht mehr als modern gelten.
WhatsApp mausert sich zum Kanal, auf dem Behörden und Politiker:innen die Medien bespielen können.
Wer als Behörde oder Politiker:in Journalist:innen erreichen möchte, sollte also Inhalte instagram-tauglich aufbereiten, LinkedIn konsequenter nutzen und klassische Plattformen nicht vorschnell abschreiben.